Trotz Top-Position zusätzlich noch Adwords schalten?

Julian ging heute auf die Frage ein, ob es sinnvoll ist zusätzlich Adwords zu schalten, wenn man bereits organisch auf #1 steht… und bezieht sich dabei auf die Google-Studie "Paid vs Organic" (Seite 18). Leider fehlen mir bei seinem Beitrag ein paar entscheidende Punkte, die seinem vorgeschlagenen Vorgehen nicht ganz folgen.

  • a) Zunächst einmal handelt es sich um eine Google Marktforschungs-Studie bzw. eine von Google in Auftrag gegebene Studie die behauptet, dass es besser sei an Google Geld zu überweisen 😉
  • b) Julian schreibt zudem "Eigentlich sagt jeder, der sich damit auskennt: “Ja!”." …nur seine Begründung zu diesem "Ja" ist m.E. nicht so ganz treffend. Denn es sagt wohl jeder "Ja", weil es einer der einfachsten und effektivsten Wege ist, dem Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen, wenn man auf den Brand bucht – zumal diese Anzeigen, wegen des Brands oft in die Top-Positionen rutschen und eine überdurchschnittlich hohe Klickrate generieren. Nichts ist einfacher für eine SEM-Agentur, als die Brands eines Kunden einzubuchen – nichts in dem Bereich ist wirklich effektiver – auch im Bezug auf die Conversion Rate. Logisch, dass man sich diese einfach verdiente Geld nicht entgehen lässt und eine solche Frage bejaht. 😉
  • c) Ein reiner Brand-Gesuch ist zu 95% ein "navigational search" – d.h. Leute die "ebay" in die Suche eingeben, wollen zu 95% zu www.ebay.xx navigieren. Dabei klickt der Nutzer in der Regel auf Platz 1, oft ungeachtet dessen, ob es sich um eine Anzeige oder ein organisches Ergebnis handelt. Befragungen in meinem direkten, normalen Nutzer-Umfeld ergeben verstärkt, dass man gar nicht genau weiß bzw. drauf achtet was genau ein bezahltes Ergebnis ist und was nicht.

Meiner Meinung nach ist es nur sinnvoll, zusätzlich zu einem top-organischen Ergebniss, Adwords zu schalten, wenn man den "Longtail" rund um seine eigene Marke perfekt abdecken will. Begriffe und Phrasen die eindeutig die Intention einer Navigation beinhalten würde ich dabei nicht belegen – da der Suchende oder besser gesagt in dem Fall der Navigierende, über kurz oder lang auf der Marken-Seite landet. Ebenso würde ich den eigenen Brand belegen, wenn sich zuviele Störer und Mitbewerber an meiner Marke vergehen und man dies nicht ohne weiteres verhindern kann.

Fazit: Nicht blind solchen "Studien" vertrauen, sondern mit genügend, logischem Menschverstand entscheiden, bei welchen Keywords es tatsächlich Sinn macht Adwords zusätzlich dazu zu buchen, obwohl man bereits das Top-Ergebnis in der organischen Suche belegt.

Über Uwe Tippmann

Ich bin jung, dynamisch und motiviert - gepaart mit der Flexibilität eines Kaugummis. Meine Erfahrungen basieren auf der Tatsache in den letzten 10 Jahren keinen Tag verpasst zu haben, den Rechner aus zu lassen. Manch einer bezeichnet mich als netzbessessen oder tastensüchtig andere kennen mich als zielstrebig und erfolgsorientiert und wieder andere kennen mich gar nicht :)
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18 Antworten zu Trotz Top-Position zusätzlich noch Adwords schalten?

  1. markus sagt:

    Befragungen in meinem direkten, normalen Nutzer-Umfeld ergeben verstärkt, dass man gar nicht genau weiß bzw. drauf achtet was genau ein bezahltes Ergebnis ist und was nicht.

    Kann dir hier 1000%ig zustimmen. Man sollte nicht immer auf sich selbst achten, sondern auch mal etwas die anderen User beobachten. Einfach mal Mutter und Schwester vor den PC setzen, Aufgaben stellen und beobachten. Manch einer wird sich wundern.

    Aus der Praxis kann ich sagen, dass man sich enorm viel Geld sparen kann, wenn man die entsprechenden Anzeigen mit dem Brand nicht bucht wenn man eh schon vorne mit dabei ist.

    Ich habe mal einen Test gemacht, die Besucher sind deshalb nicht abgebrochen – sie kamen einfach über die organischen Suchergebnisse.

    Gruß markus

  2. chrizz sagt:

    es gab aber auch schonmal ne Studie von MarketingSherpa die in etwa dieselbe Aussage getroffen hat. Nu weiß ich nicht, wie die mit Google damals verbandelt waren/sind, aber ich denke man muss es einfach mal ausprobieren und testen, wie sich die Zahlen verhalten. Je nach Branche wird es da auch sicherlich signifikante Unterschiede geben.

    Grüße nach München!
    Chris

  3. Frank sagt:

    Witzisch – genau das Thema hatte ich gestern mit nem SEO-Kunden in Bezug auf dessen Brand. Seitdem die auch flächendeckend über Adwords den Brand bewerben, zahlen sie einen Haufen Kohle dafür.

    Der Traffic, der vorher (auch mit prima Conversions, bzw. vergleichbar mit den jetzigen Adwords Conversions) über die natural listing kam, wird nun teuer bezahlt.
    Die Natural Listing Position des Brands auf 1 (incl. Sitelinks) wird hingegen seither fast gar nicht mehr geklickt, bzw. konvertiert natürlich auch fast gar nicht mehr.

    Keine Ahnung was sich die SEM Agentur dabei gedacht hat – befürchte aber, dass Deine These dazu mehr als richtig ist 😉

    Boah ist die Y! Shortcuts Teil hier im Kommentarfeld nervig – da ich immer wieder mal ein Wort markiere & lösche poppt das Teil dauernd auf (bei mehreren Worten auch wild blinkelnd/flackernd) & muss manuell wieder geschlossen werden – finde ich ziemlich anstrengend 🙁

    Grüße aus´m Norden von Berlin – wenn Du Dich mal nach Berlin verirrst & ne lustige Übernachtungsmöglichkeit brauchst, sach Bescheid 😉

    Frank

  4. Julian sagt:

    Moin Uwe,

    Als angehender Historiker bin ich mir sehr wohl der Problematik bewusst, dass man niemals jeder Quelle oder Statistik vertrauen darf. Die von Google in Auftrag gegebene Studie mag (und wird wohl auch) ein wenig „schöngeredet“ sein – letzten Endes trifft sie aber zu.
    Das habe ich auch bereits bemerkt. Buchst du für ein generisches Key zusätzlich zu TOP-SEO noch Adwords – dann hast du mehr Klicks auf die organische Suche.
    Bei Brands mag das egal sein – aber bei High Traffic Terms mit generischen Keywords ist es das sicher nicht.

  5. Uwe Tippmann sagt:

    @Frank – wieso löschst du auch immer wieder irgendwelche Wörter aus dem Text… passiert mir nie 😀 – Wenn ich einen Text eintippe (10 Finger), dann berühre ich die Maus gar nicht und ein Doppelklick ist quasi unmöglich… ich glaub du musst mir mal ein Video von deiner Eingabe-Technik schicken *haha

  6. Uwe Tippmann sagt:

    @Julian – klar trifft die Studie zu – nur eben nicht auf die navigational brand keys – und die sind es aber die den speck erst so richtig saftig machen 😉

  7. Man darf auch nicht vergessen was passiert, wenn man den Ad-Platz (1) über den organischen Ergebnissen frei lässt, weil man organisch auf 1 steht. Was passiert? Ein Mitbewerber schiebt sich (automatisch) da rein. Und dann läuft u. U. eine Menge interessanter Traffic an einem vorbei! Häufig wird bei Kaufinteresse gezielt auf Ads geklickt.

    Wer die Möglichkeit hat, braucht doch nur mal zu testen! Einfach mal ein Ad pausieren, bei dem man im organischen Bereich gut platziert ist. Es kommt in der Regel weniger Traffic und der konvertiert meist auch schlechter. Wir können das jedenfalls in der Regel so beobachten und schalten für Kunden daher (wenn es von Budget her passt) auch bei guten organischen Treffern Ads. Ich hab gelernt, selber testen und ausprobieren ist besser als Vermuten oder Studien blind zu vertrauen. In diesem Fall kann ich aber die Ergebnisse der Studie zumindest von der Tendenz her bestätigen.

  8. markus sagt:

    @Mario Fischer: Ist es nicht so, dass man als Firma mit geschütztem Namen bestimmte Keywords bei AdWords sperren kann?

  9. jens sagt:

    Vielen Dank Uwe für den Artikel. Bisher sind alle Studien zu diesem Thema von Suchmaschinenbetreibern oder Agenturen. Da muss man einfach einen extrem kritischen Standpunkt einnehmen.
    Meine nicht gerade kleinen Erfahrungen sind hier sehr einfach formuliert. Wenn ich Ad und organisch in der SERP platziert habe, bekomme ich zwar in Summe mehr Visits, nehme ich das Ad aber raus erhalte ich mehr Visits über die organsiche Such, in Summe aber etwas weniger.
    Schalte ich also Ads, bezahle ich in diesen Fällen auch für Visits, die ich schon hatte. Problem ist hier, dass die SEA-Fraktion dann ihren ROI auf alle Visits berechnet und nicht berücksichtigt, dass eben ein teilweise sehr großer Anteil an Visits und Conversions auch ohne diese Ads erzielt worden wären.
    Und hier muss jeder selbst wissen, ob sein ROI noch stimmt, wenn dieser Effekt berücksichtigt wird. IMHO sind viele Buchungen aktuell nicht rentabel. Ziel kann es nicht sein den maximalen Traffic zu generieren, da ich an Ertrag in Euro interessiert bin.

  10. @ markus:
    Ja, dazu muss man aber selber schalten. Man bekommt wg. den fehlenden Mitbietern den Klick dann meist im niedrigen, einstelligen Cent-Bereich. Allerdings schützt man Wortmarken ja in der Regel nur für bestimmte Bereiche (Klassen). Das heißt, dass einer bspw. das Wort „Knurzkrampf“ für eine Software schützen lassen kann, jemand anderes aber für einen speziellen Straßenbelag. So kann es sein, dass es für ein Wort bzw. eine Wortmarke durchaus mehrere Inhaber geben kann (die dann allerdings wie gesagt in unterschiedlichen Klassen angemeldet sein müssen).

  11. Olaf sagt:

    @Frank:
    ***Der Traffic, der vorher (auch mit prima Conversions, bzw. vergleichbar mit den jetzigen Adwords Conversions) über die natural listing [Anm.: mit den Brands] kam, wird nun teuer bezahlt.***

    Teuer bezahlt wird der Traffic meist nicht, weil Brands als Keywords meist nicht teuer sind (weil niemand oder fast niemand mitbietet).

    Für die Stärkung einer Marke ist es aber von Vorteil, wenn bei Suche nach der Marke soviele SERP’s und Anzeigen mit der Marke erscheinen. Der Kunde meint dann, dass die Marke wichtig ist.

    Was meinst Du, was der Interessent denkt, wenn bei Suche nach einer Marke keine Anzeige erscheint, und nur wenige organische Treffer existieren 😉 ? Der Interessent nimmt die Marke nicht ernst!

    Ganz abgesehen davon, dass ich mittels Anzeige aktuelle Sonderangebote etc. bewerben kann, welche im organischen Listing evtl. nicht berücksichtigt werden.

  12. Sandra sagt:

    Hallo Uwe, vielen Dank fuer diesen Beitrag. Ich habe schon sehr ueber dieses Thema nachgedacht und kam nie zu einer Loesung. Habe dann bei Google gesucht und deinen Beitrag gefunden. Mein Shop wird bei einigen fuer uns wichtigen Keywords sehr gut gelistet, oft in den Top3, trotzdem hatte ich mich gefragt, ob ich Adwords schalten soll. Das werde ich jetzt wohl lieber sein lassen und verwende das Geld sinnvoller. 😉
    Danke nochmal fuer deine Hilfe.
    lg, Sandra

  13. Frank sagt:

    @ Olaf

    Zu teuer war schon ein passender Ausdruck, auch wenn die Klicks, bei max. je nach Tageszeit 4-6 Mitbewerbern, vergleichsweise natürlich günstig sind. Es war dem Kunden einfach zu teuer, da Mehrkosten ohne spürbaren Mehrwert anfielen …

    Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Domain des Kunden zu der Marke auf Position 1 mit 8+1 Sitelinks und einem weiteren Treffer drunter im natural listing steht. Optisch sind quasi also die ersten 3 natural listing Positionen abgedeckt!

    Eventuell kam es deshalb bei Zu- & Abschalten von Adwords zu keinen nennenswerten Traffic & Conversion Veränderungen?
    Defacto wurde in dem erlebten Beispiel einfach nur Traffic & Conversion vom bereits bestehendem natural listing auf Adwords mit Zusatzkosten verlagert …

    Sieht evtl. in nem anderen thematischen Markenumfeld auch etwas anders aus? Kann ich nicht beurteilen, da dies bisher das einzige Beispiel (hab als SEO meine SEM-Kooperationspartner & halte mir Adwords weitest möglich vom Leib ;-)) ist, bei dem ich die Testläufe in Bezug auf ne Marke beobachten konnte …

  14. Mike sagt:

    Ich halte es für vernünftig, trotz hoher Popoularität noch Adwords zu schalten, wenn man z.B. davon ausgeht, dass man in naher Zukunft von anderen Seiten überholt werden könnte und sich einfach absichern will. Gerade im Bereich Internet Marketing halte ich es daher für sehr sinnvoll, wobei ich aus Erfahrung sprechen kann.

  15. stephan kopp sagt:

    Aus reiner Sicht auf die SERPs meint man wirklich eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit zu führen. Zu leicht lässt sich übersehen, dass die Anzeigen auch im Content-Netzwerk geschaltet werden, die zwar qualitativ schlechter, aber dafür mehr Reichweite erzeugen. …und nu…

  16. Uwe Tippmann sagt:

    @Stephan – im Content-Netzwerk seinen Brand zu buchen macht natürlich mehr Sinn.

  17. SEO Punk sagt:

    Danke für diesen Beitrag Uwe. Als Inhouse SEO hat man tatsächlich eher das Problem, dass einem die Agenturen auf diesem Weg gerne mal das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Meine Beobachtung stimmt mit der von Jens überein. Die Kosten, die mir die paar Visits mehr machen stehen in keinem Verhältnis. Natürlich hat Mario Fischer auch recht. Denn bei Sales zählen eben andere Dinge als bei Contentseiten die tkp vermarktet sind. Lustig wird die Sache dann erst recht, wenn die Marke generische Begriffe enthält. Ich sage nur Volks- … 😉
    Man kann das ganze also nicht pauschal sehen. wichtig ist die Absicht des Werbetreibenden. Allein diese zählt und anhand der kann man dann entscheiden welche Maßnahme sich lohnt. Trotzdem halte ich nichts von adwords für Content-Seiten 😉

  18. SEO Alarm sagt:

    Ich denke, dass man es von Fall zu Fall betrachten sollte. Als SEO selber denke ich: Warum schaltet jemand AdWords auf seinen eigenen Namen, wenn er doch eh Platz 1 ist. Aber es kommt glaub ich drauf an, was das Ziel ist. Grade wenn etwas gekauft werden soll, klicken doch schon einige Leute auf die bezahlten Ergebnisse. Ob das allerdings bei Platz 1 in den SERPs noch Sinn macht, wage ich auch zu bezweifeln. Was aber etwas bringen kann ist, wenn man bestimmte Angebote zu seinem eigenen Namen bewerben will: „Im neuen Jahr 30 Monate 0-% Finanzierung“ oder so. Damit kann man sicherlich zusätzlichen, lohnenden Traffic erzielen, auch wenn man eigentlich eh schon auf Platz 1 ist.

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